Veränderter Plan für die Bahnverbindung Adorf-Roßbach-Hof aufgetaucht

Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt, Nr. 230, Sonntag 2. Oktober 1892

-r. Adorf
In Betreff der längst geplanten Bahnverbindung Adorf-Roßbach-Hof taucht jetzt ein veränderter Plan auf, der jedenfalls eher verwirklicht wird als die bisher erwogenen Pläne. Die österreichische Regierung, die in den letzten Jahren die Verstaatlichung der Bahnen sehr beschleunigt und auch die Bahn Roßbach-Asch unterstützt hat, war bereits mit der bairischen Regierung wegen der Erwerbung der Strecke Eger-Asch in Unterhandlung getreten, aber diese führten nicht zum Ziele. Um nun die Klagen der Fabrikanten von Asch über die hohen Tarife der bairischen Bahn berücksichtigen zu können, muß die österreichische Regierung diese auf österreichischem Boden gelegene Bahn selbst besitzen. Da sie die schon vorhandene Linie nicht erwerben kann, will sie eine Konkurrenzbahn Franzensbad-Asch bauen, diese mit der Linie Asch-Roßbach vereinigen und so einen geraden Weg von Roßbach in das böhmische Kohlenbecken schaffen, denn die Bahn Franzensbad-Tirschnitz gehört schon dem österreichischen Staate.

Das Roßbacher Eisenbahn-Komitee hat vom sächs. Staate bereits das Recht erlangt, die Bahn Roßbach-Adorf zu bauen; dieses Recht wird dann auf den österreichischen Staat übertragen, der es sicher benutzen wird. Baiern hat davon den Schaden. Es könnte sich nur davor bewahren, wenn es die Bahn Asch-Eger an Österreich abtreten und die Strecke Roßbach-Adorf bauen würde. So hat Österreich nun ein Zwangsmittel in der Hand, seinen Wünschen Nachdruck zu verschaffen.